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Innovationstage Wissenstransfer

Wissenstransfer, Austausch, Dialog. Die alle zwei Jahre stattfindenden Innovationstage bieten die Möglichkeit zur breiten Vernetzung der Akteurinnen und Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik und geben einen Einblick in die zukunftsweisenden Projekte aus der Innovationsförderung des BMEL.

Innovationstage 2024

„Zukunftsfähige Landwirtschaft: innovative Lösungen für Klimaschutz, Tierwohl und gesunde Ernährung“

Unter diesem Leitthema fanden die diesjährigen Innovationstage vom 04.11.2024 bis zum 06.11.2024 im Hotel und Congress Center Estrel in Berlin statt.

Die Veranstaltung startete mit einem politischen Auftakt rund um das Thema „Grünlandnutzungsoptionen“, fokussierte am zweiten Tag aktuelle Themen der Landwirtschaft und Ernährung und endete mit dem Ausblick auf zukunftsfähige Innovationen mit dem Schwerpunkt „Wasser in Landwirtschaft und Ernährung“.

Durchgehend lud das große Forum mit Innovationen zum Anfassen zum Austausch und Vernetzung ein. Durch die Innovationstage 2024 führte Moderatorin Heike Zeller.

Hier gelangen Sie zum Kurzprogramm und hier zum Langprogramm. 

Der knapp 270 Seiten umfassende Tagungsband gibt einen Überblick über die Aussteller im Forum und trägt des weiteren die aktuellen Ergebnisse und Entwicklungen aus insgesamt 114 Innovationsprojekten zusammen, die am zweiten Veranstaltungstag in 19 thematischen Sessions vorgestellt wurden. 

 

Grünlandnutzungsoptionen

Grünland mit Rindern. © Catkin über Pixabay
© Catkin über Pixabay

Am ersten Tag der Veranstaltung wurde das Thema „Grünlandnutzungsoptionen“ intensiv beleuchtet. Dabei leiteten zwei Impulsvorträge in die Thematik ein, gefolgt von einer Podiumsdiskussion mit Einbindung des Plenums zu der Leitfrage:

„Wie kann über den ordnungsrechtlichen Schutz hinaus die dauerhafte Erhaltung von nachhaltig bewirtschaftetem Grünland und seiner Multifunktionalität durch verbesserte Rahmenbedingungen für seine Bewirtschaftung gesichert werden?“

Impulsgebende sowie Diskutantinnen und Diskutanten waren:

  • Jannis Buschtöns, Geschäftsführung Hofgut Eichigt,
  • Prof. Dr. Johannes Isselstein, Lehrstuhlinhaber Abteilung Graslandwissenschaft, Department für Nutzpflanzenwissenschaften, Georg-August-Universität Göttingen,
  • Dr. Katrin Kuka, Stabsstellenleitung Grünland und Institut für Pflanzenbau und Bodenkunde, Julius Kühn-Institut,
  • Susanne Mittag, Mitglied des Deutschen Bundestages, SPD sowie
  • Albert Stegemann, Mitglied des Deutschen Bundestages, CDU/CSU.

Auf dem von Jannis Buschtöns geführten Betrieb werden 1.500 ha Dauergrünland bewirtschaftet (52 % gemäht, 44 % Wiese – vorrangig zur Futterproduktion –, 4 % Biotope und Landschaftspflege). In seinem Impulsvortrag* gab er den Zuhörerinnen und Zuhörern einen Einblick in den Betrieb und mit welchen Problemen / Herausforderungen er zu kämpfen hat. Demnach reiche das vorhandene Grünland nicht aus und der Betrieb müsse auf Ackerflächen ausweichen, obwohl das nicht gewünscht sei. Weiterhin gebe es zunehmende Probleme mit Unkräutern (Jakobskreuzkraut, Bärenklau). Er formulierte, dass speziell der Transfer von Wissen über Verbesserungspotenziale hin zum Betrieb verbesserungswürdig sei und stellte die Frage, wie dieses Problem gelöst werden könne.

Prof. Johannes Isselstein stellte in seinem Impulsvortrag* die Wichtigkeit von Grünland als Ressource dar (1/3 der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland, Erzeugung von Lebensmitteln außerhalb der Konkurrenz um Ackerfläche, Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten, Speicher für organischen Kohlenstoff im Boden, Sicherung des Landschaftswasserhaushalts). Die Ressource Grünland sei jedoch gefährdet. Zur Sicherung und Förderung der Funktionen und Leistungen des Grünlandes sei es nach Prof. Isselstein notwendig, Grünland basierte landwirtschaftliche Produktionssysteme zu verbessern. Hierbei sei z. B. die Fütterungsstrategie von Milchkühen zu optimieren. Innovations- und Forschungsbedarf sehe er dabei in der Fernerkundung, Smart Farming, Pre-Breeding oder Anbauverfahren.

In der anschließenden Podiumsdiskussion wurden dann die verschiedenen Blickwinkel aus Politik, Wissenschaft und Praxis aufgegriffen und rege diskutiert. Für eine zukünftige Ausschöpfung des Grünlandpotenzials sei eine individuelle betriebsspezifische Betrachtung erforderlich. Dies könne nur mithilfe von Wissenserhaltung und Wissenstransfer sowie Innovationsoffenheit erlangt werden, um somit langfristig Ökonomie, Naturschutz und Nachhaltigkeit in Einklang zu bringen und Betriebe zu sichern. Dabei sei zu beachten, dass eine simple Trennung von extensiver und intensiver Bewirtschaftung nicht möglich und eine reine extensive Bewirtschaftung nicht wirtschaftlich ist. Die Grünlandflächen bieten vielfältige Nutzungsmöglichkeiten, wie die Beweidung durch Milchvieh / Rinder, Pferdehaltung in Klein- und Kleinstbetrieben, Schafhaltung, Futterproduktion (z. B. Heucobs), Agri-PV, Palludi-Kulturen und viele weitere für die Anreize geschaffen werden müssen. Grünland müsse im Fokus bleiben. Der Austausch zwischen Wissenschaft, Politik und insbesondere mit den Landwirtinnen und Landwirten sei Grundvoraussetzung für eine zukünftige erfolgreiche Ausschöpfung der Grünlandflächen in Deutschland.

Innovationen: Von der Idee zur Praxis und zurück

Entwicklung innovativer Ideen in der Landwirtschaft. Vom Samen bis zur Pflanze. Eine wachsende Pflanze mit leuchtender Glühbirne. © U2M Brand – stock.adobe.com
© U2M Brand – stock.adobe.com

Am zweiten Veranstaltungstag beleuchtete Prof. Heinz Bernhardt, Lehrstuhlinhaber Agrarsystemtechnik an der Technischen Universität München, das Thema „Innovationen und Innovationsmanagement”. 

Prof. Bernhardt betonte in seinem Impulsvortrag*, dass Ideen erst dann in Innovationen resultieren, wenn diese auch als neue Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren erfolgreich in der Praxis Anwendung finden. Initial müssen Ideen mit Blick auf den Kundenmehrwert umfassend bewertet werden, ehe sich weitere Phasen des Innovationsprozesses anschließen können. Innovationen seien eine Wette auf die Zukunft. Die Unternehmenskultur und das Zeitmanagement sind dabei wesentliche Erfolgsfaktoren.

Wasser in Landwirtschaft und Ernährung

Wassertropfen an Pflanze. © Myriams-Fotos über Pixabay
© Myriams-Fotos über Pixabay

Am dritten Veranstaltungstag der Innovationstage wurde das Thema „Wasser in Landwirtschaft und Ernährung“ durch zwei Impulsvorträge und eine anschließende Podiumsdiskussion mit Einbindung des Plenums erörtert. Zu der Leitfrage 

„Wie kann die Effizienz der Wassernutzung in der Land- und Lebensmittelwirtschaft bzw. der nachgelagerten Wertschöpfungskette verbessert/optimiert werden? Welche Rahmenbedingungen müssten für ein effektives Wassermanagement geschaffen werden?“ 

diskutierten: 

  • Dr. Brigitte Ammermüller, Referatsleitung „Grundsatzangelegenheiten und internationale Angelegenheiten der Wasserwirtschaft“ im BMUV,
  • Ekkehard Fricke, Geschäftsführer Fachverband Feldberegnung,
  • Christoph Knösels,  Geschäftsführer der Knösels Gemüse-Erzeugung GmbH & Co. KG,
  • Luisa Rölke, Referatsleitung „Klimaschutz, Klimaanpassung, Wasser“ im BMEL und
  • Dr. Uta Schnabel, Leibniz-Institut für Plasmaforschung und Technologie e. V. (INP).

Dr. Brigitte Ammermüller fasste in Ihrem Impulsvortrag die in der Nationalen Wasserstrategie und dem Aktionsprogramm Wasser beschriebenen Herausforderungen zusammen und gab einen aktuellen Überblick zum Stand der Umsetzung einiger Gesetzesinitiativen, beispielsweise die am Vorabend erteilte Zustimmung des EU-Rats zum Entwurf der EU-Kommunalabwasser-Richtlinie (KARL). Besonders betonte Dr. Ammermüller, dass gesetzliche Vorgaben und einheitliche Definitionen den Orientierungsrahmen bilden müssen, um künftig, unter Abwägung der lokalen Gegebenheiten vor Ort, zu fairen und gesellschaftlich akzeptierten Entscheidungen zu kommen. Welche Brisanz darin liegen kann, bestätigte eine Meldung aus dem Auditorium: Eine Landwirtin berichtete über Anfeindungen ihrer Kinder in der Schule, weil der Betrieb seine Kulturen bewässert. 

Wie unterschiedlich die lokalen Herausforderungen sein können, wurde im zweiten Impulsvortrag* von Ekkehard Fricke noch einmal deutlich. Mit Beispielen aus seiner langjährigen Tätigkeit in Niedersachsen illustrierte er, dass es bereits heute einige Regionen mit Beschränkungen bei Wasserentnahmen gebe, sodass dort Kulturen mit hohem Bedarf wie Gemüse nicht mehr angebaut werden. Weiterhin erläuterte er, dass mit geringerem Wasserangebot die Nährstoffversorgung der Pflanzen negativ beeinflusst werde und damit die Krankheitsanfälligkeit steige.

Aus der Praxis und Forschung wurden zusätzliche Aspekte in die anschließende Diskussionsrunde eingebracht. Christoph Knösels berichtete über Maßnahmen im eigenen Betrieb und betonte, dass innovative Steuerungslösungen in der Bewässerung nicht nur zu geringerem Wasserverbrauch, sondern auch zur Energieeinsparung führen und somit zur Wirtschaftlichkeit seines Betriebes beitragen. Tröpfchenbewässerung sei hier als sparsame Methode vorrangig zu nennen – doch auch sie funktioniert nur bei ausreichend sauberem Wasser einwandfrei. Dr. Uta Schnabel spannte den Bogen von der Produktion zur Verarbeitung der Lebensmittel und verwies auf ein im Innovationsprogramm (Deutsche Innovationspartnerschaft Agrar) entwickeltes Waschverfahren für frischen Schnittsalat auf Basis der nicht-thermischen Plasmatechnologie zur Erhöhung der Produktsicherheit, -qualität und Nachhaltigkeit. Luisa Rölke unterstrich den notwendigen Forschungsbedarf, um durch Nutzung der digitalen Möglichkeiten Bedarfsmessungen und –verteilung weiter zu optimieren. Sie betonte die Synergien, die beim Wasserhaushalt und dem Klima erreicht werden können.

* Die Copyrights der auf dieser Seite zur Verfügung gestellten Impulsvorträge liegen bei den jeweiligen Autoren.


Impressionen der Innovationstage 2024


Die Innovationstage - ein Zeitreise in Bildern